Bericht der Ludwigsburger Zeitung vom 23.10.2003
Wirtschaftsjunioren machen Hauptschüler fit für den Beruf
Seminartraining "Stufen zum Erfolg" an drei Schulen
Ludwigsburg - Es ist paradox: Viele Unternehmen klagen, dass
sie offene Lehrstellen nicht besetzen können. Ihnen stehen Haupt- oder
Realschulabgänger gegenüber, die nach etlichen Absagen auch mit leeren Händen
dastehen. Eine Initiative der Wirtschaftsjunioren soll jetzt beide Beteiligten
zusammenführen. Die Initiative "Stufen zum Erfolg", die gestern mit einem so
genannten "Kick-Off" im IHK-Haus in Ludwigsburg startete, richtet sich speziell
an Hauptschüler der achten Klasse. Sie sollen durch ein Seminartraining fit
gemacht werden für die ersten Schritte ins Arbeitsleben. Projekt an drei Schulen
Fünf Ludwigsburger Wirtschaftsjunioren (WJD) unter Leitung der Vorsitzenden,
Elisabeth Fischer, werden an drei ausgewählten Schulen im Kreis erstmals eine
Methode anwenden, die sich im Landkreis Göppingen schon seit drei Jahren bewährt
hat. Dort sind momentan 70 Klassen mit rund 1000 Schülern eingebunden, wie
Gernot Imgard und Anna Pressl von den Wirtschaftsjunioren Göppingen berichteten.
Mittlerweile sei das Programm solch ein großer Erfolg geworden, dass sich unter
anderem die Landesstiftung finanziell daran beteiligt. Das Seminartraining für
insgesamt acht Klassen der Hirschbergschule in Eglosheim, der Kirbachschule in
Hohenhaslach und der Tobias-Mayer-Schule in Marbach besteht aus verschiedenen
Bausteinen: Nach einem Knigge-Kurs, in dem den Schülern das richtige Auftreten
beim Bewerbungsgespräch, vermittelt wird, folgt ein Bewerbertraining und eine
Veranstaltung mit dem Motivationstrainer Jörg Löhr. Zertifikat zum Abschluss
Nach einem optionalen Praktikum, vermittelt durch die WJD schließlich folgt die
Abschlussveranstaltung, bei der die Schüler ein Zertifikat erhalten, das sie
ihrer Bewerbung beilegen können. "Hauptschüler haben oft ein schlechtes Image
und werden von den Betrieben nicht gerne als Auszubildende eingestellt", hat
Elisabeth Fischer bei einer Umfrage unter Kollegen festgestellt. "Doch dieses
Bild ändert sich, wenn sich Bewerber und Ausbildungsbetriebe einmal persönlich
kennen gelernt haben". Um solche Kontakte wollen sich die Wirtschaftsjunioren
auch während des Projekts verstärkt kümmern, sagte Fischer, die selbst ein
mittelständisches Maschinenbau-Unternehmen leitet. Thomas Schenk vom Staatlichen
Schulamt Ludwigsburg begrüßte die ehrenamtliche Initiative der
WJD-Regionalgruppe. Am Projekt gefalle ihm vor allem, "dass es systematisch,
strukturiert und durchorganisiert ist". Einen festen Terminplan für "Stufen zum
Erfolg" gibt es noch nicht. Doch in den nächsten Wochen sollen schon die ersten
Knigge-Seminare beginnen, gefolgt von Bewerbertrainings im Frühjahr.
Alexander Föll |