Brückenbauer zwischen Schule und Wirtschaft
Göppinger
Wirtschaftsjunioren führen auf Spuren zum Erfolg
Statt über schlechte Bewerber zu klagen, gehen die Göppinger
Wirtschaftsjunioren mit einem ausgefeilten Konzept in achte Hauptschulklassen.
Ihr Ziel: Über mehrere Projektschritte allen ausbildungswilligen Hauptschülern
zu einer Lehrstelle verhelfen. Das Konzept ist so einfach wie erfolgreich, dass
das Kultusministerium dessen Macher nun am 29./30. April zu einem Kongress nach
Ulm eingeladen hat.
Mit Anstandsunterricht und Konfrontation mit der Realität am Ausbildungsmarkt
startet das Projekt "Stufen zum Erfolg", das die Göppinger Wirtschaftsjunioren
2001 vereinzelt an Schulen im Landkreis Göppingen erprobt hatten. Es folgen
Infos über Berufsbilder und Betriebspraktika, die Achtklässler müssen
selbstständig Details über ihre Wunschberufe und mögliche Ausbildungsbetriebe
sammeln und schließlich wird eine Bewerbungsmappe erstellt und es findet ein
Bewerbergespräch unter realistischen Bedingungen statt. Und alles im geschützten
schulischen Bereich, wo Fehler noch erlaubt sind.
"Wir wollen den Jugendlichen den Ernst des Arbeitsmarktes vermitteln",
begründet Ideengeber Kurt-Georg Scheible, Geschäftsführer eines
Großhandelsbetriebs, den Zweck des Engagements. Zugleich wollen die
Wirtschaftsjunioren, die selbst ein Netzwerk von Führungskräften
unterschiedlichster Branchen darstellen, Brückenbauer zwischen Schule und
Wirtschaft sein. Unternehmerin Gabi Schwarz wird konkret: "Wenn eine Bewerbung
hundertmal ins Leere läuft, kann es ja an den Formfehlern liegen, die die
Bewerbungsmappe bereits im Anschreiben aufweist". Solche Formfehler werden in
dem Projekt ebenso spielerisch korrigiert wie völlig falsche Berufsvorstellungen
oder Selbsteinschätzungen der Bewerber. Eine wichtige Rolle in dem Konzept, das
komplett ehrenamtlich von den Jungunternehmern getragen wird, spielt die
Imageberaterin Anna Pressl aus Weilheim, die in den Schulklassen
Anstandsunterricht erteilt.
Wenn die kleine zierliche Frau den pubertierenden Jugendlichen vermittelt,
dass gepiercte Gesichter oder der schlampige Gruß des Personalchefs bereits das
Aus bedeuten, so hat dies eine ganz andere Glaubwürdigkeit als wenn der
Klassenlehrer dasselbe erzählt. Auch über ehrenamtliche Nachhilfe in Deutsch,
Mathe oder Rhetorik, die pensionierte Lehrer geben könnten, haben die
Wirtschaftsjunioren bereits nachgedacht, um beispielsweise sozial Schwachen auch
fachlich weiterzuhelfen, die Dank der "Stufen zum Erfolg" den Ernst ihrer Lage
erkannt haben.
Nicht nur Kultusministerin Annette Schavan ist auf das praxisorientierte
Modell längst aufmerksam geworden, die Lokalzeitung NWZ und ein Unternehmen
haben je 10000 Euro für die Berufsqualifizierung zur Verfügung gestellt. Die
Göppinger Initiatoren hoffen nun auf Nachahmer im gesamten Bundesgebiet. Denn
arbeitslose Jugendliche sind nicht nur ein sozialer Brennstoff, die
Volkswirtschaft leidet in fast allen Branchen auch unter massivem
Fachkräftemangel.
Folgende sieben Hauptschulen beteiligen sich an dem Projekt mit 14 Klassen:
Albert-Schweitzer-Schule Göppingen, Stauferschule Wäschenbeuren,
J.-G.-Fischer-Schule Süßen, Waldeckschule Jebenhausen, Schillerschule Eislingen,
Messelbergschule Donzdorf und Albert-Schweitzer-Schule Albershausen.
Mehr Informationen zum Projekt: www.stufen-zum-Erfolg.de
Ihr Ansprechpartner:
Ass. jur. Gernot
Imgart
Geschäftsführer
Wirtschaftsjunioren bei der
IHK Bezirkskammer
Göppingen
Franklinstr. 4
73033 Göppingen
Tel.: 07161-6715-31
Fax:
07161-6715-12
Email: gernot.imgart@wj-goeppingen.de